Kennst du das? Du bist mit deinen Kindern unterwegs, vielleicht beim Weihnachtsdeko-Shoppen. Überall glitzert es, alles leuchtet – es ist ein echtes Paradies für kleine Kinderhände.
Und dann passiert es. Dein Kind greift nach einer glitzernden Kugel. Du siehst die kleinen Finger sich vorsichtig annähern, obwohl du gerade gesagt hast:"Nicht anfassen!"
Du wirst lauter, fast automatisch:"Wie oft muss ich das noch sagen?!"
Plötzlich fühlst du diese Blicke von Fremden im Rücken. Vielleicht spürst du sogar das schlechte Gewissen. "Warum kann ich nicht ruhig bleiben?"
Aber was, wenn es eine Möglichkeit gibt, die Situation anders zu lösen?Was, wenn du Grenzen setzen könntest – ganz ohne Schimpfen?
Die Wahrheit ist: Kinder fassen Dinge nicht an, um dich zu ärgern. Sie tun es, weil sie neugierig sind. Sie wollen fühlen, entdecken und verstehen. Statt das zu unterdrücken, kannst du diese Neugier für dich nutzen.
In diesem Blogpost zeige ich dir, wie du klare Grenzen setzt, ohne zu schimpfen. Keine Machtkämpfe, keine Frustration – nur 6 erprobte Strategien, die in deinem Alltag funktionieren. Mit praktischen Beispielen, klaren Formulierungen und einem Ansatz, der sich gut anfühlt – für dich und für dein Kind.
Warum fassen Kinder alles an?
Bevor wir zu den Strategien kommen, lass uns kurz darüber sprechen, warum Kinder überhaupt so gerne alles anfassen.
Der Grund ist einfach:Kinder entdecken die Welt mit ihren Sinnen – und Tasten gehört dazu.
Für sie macht es keinen Sinn, "nur zu gucken". Sie wollen fühlen, drücken, reiben, schütteln – so lernen sie, wie die Welt funktioniert. Diese Neugier ist gut und wichtig, aber für Eltern im Laden manchmal nervenaufreibend.
Das bedeutet: Es geht nicht darum, die Neugier deines Kindes zu unterdrücken. Es geht darum, diese Neugier in eine positive Richtung zu lenken.
6 Strategien, wie du Grenzen setzt – ohne zu schimpfen
1. Gib eine klare Regel (mit Erklärung)
Statt:"Nicht anfassen!"
Sag lieber:"Hier steht 'nur gucken, nicht anfassen'. Wir schauen mit den Augen."
Warum das funktioniert
Kinder verstehen besser, was sie tun dürfen, wenn du es konkret benennst (z. B. "schauen mit den Augen").
Statt "Nicht"-Befehle zu geben, sagst du was erlaubt ist. Das macht es leichter, sich daran zu halten.
Wie du das im Alltag umsetzt
Wenn ihr den Laden betretet, bereite dein Kind vor.
"Hier gibt es viele tolle Sachen zu sehen. Wir dürfen aber nur mit den Augen schauen, nicht mit den Händen."
Wiederhole die Regel, wenn nötig.
"Wir schauen mit den Augen. Zeig mir mal, was dir am besten gefällt."
Lenke die Aufmerksamkeit deines Kindes auf das, was es tun darf, statt auf das, was es nicht darf.
2. Gib Alternativen statt Verbote
Statt:"Nicht anfassen!"
Sag lieber:"Du kannst mit den Augen schauen, wie eine Detektivin. Findest du was Glitzerndes?"
Warum das funktioniert
Verbote sind langweilig, Alternativen sind spannend.
Kinder lieben es, kleine Aufgaben zu bekommen (Detektive spielen, Schätze finden, Farben suchen).
Statt die Energie zu unterdrücken, lenkst du sie um.
Wie du das im Alltag umsetzt
Gib deinem Kind eine konkrete Aufgabe, die es ablenkt.
"Ich brauche eine Detektivin, die etwas Rotes glitzern sieht. Kannst du das finden?"
Mach die Aufgabe noch spannender:
"Schau mal, ich sehe da etwas Blaues. Was glaubst du, ist es glänzend oder matt?"
Lass dein Kind die "Mission" beenden, bevor ihr weitergeht.
3. Mach es spielerisch (Rollenspiele mit Wichteln, Elfen etc.)
Statt:"Nicht anfassen!"
Sag lieber:"Oh oh, die Weihnachtswichtel beobachten uns – Hände hinter den Rücken!"
Warum das funktioniert
Kinder lieben Rollenspiele und Fantasie.
Humor reduziert Stress – bei deinem Kind und bei dir.
Du schaffst eine spielerische Stimmung, anstatt dich in eine Machtposition zu bringen.
Wie du das im Alltag umsetzt
Wähle eine Fantasie-Figur (Weihnachtswichtel, Superhelden, unsichtbare Freunde).
Sag:
"Die Wichtel beobachten uns. Wenn sie sehen, dass wir die Sachen anfassen, erzählen sie es dem Weihnachtsmann."
Gib deinem Kind eine kleine Aufgabe:
"Kannst du herausfinden, wo sich die Wichtel versteckt haben? Schau mal, ich glaube, da oben sitzt einer!"
4. Spiegle die Gefühle deines Kindes
Statt:"Nicht anfassen!"
Sag lieber:"Ich sehe, dass du neugierig bist. Es sieht wirklich schön aus, oder? Aber wir dürfen es nur mit den Augen anschauen."
Warum das funktioniert
Kinder wollen verstanden werden. Wenn sie das Gefühl haben, dass du ihre Neugier siehst, kooperieren sie besser.
Dein Kind spürt: "Ich werde gehört", und das allein kann Frust abbauen.
Wie du das im Alltag umsetzt
Beschreibe die Gefühle deines Kindes.
"Oh wow, das glitzert aber toll, oder? Ich kann verstehen, dass du das anfassen möchtest."
Gib deinem Kind eine Alternative.
"Wir dürfen hier aber nur mit den Augen schauen. Wollen wir zusammen schauen, ob wir noch etwas finden, das so schön glitzert?"
5. Setze logische Konsequenzen
Statt:"Wenn du das nochmal machst, gibt's Ärger!"
Sag lieber:"Wenn du weiter anfasst, müssen wir den Laden verlassen. Du darfst entscheiden, ob wir hierbleiben oder gehen."
Warum das funktioniert
Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen.
Es gibt keine Strafe, sondern eine logische Konsequenz.
Wie du das im Alltag umsetzt
Nimm Blickkontakt auf.
Formuliere die Konsequenz klar und ruhig.
"Ich sehe, es fällt dir schwer, die Sachen nicht anzufassen. Wenn das so bleibt, müssen wir den Laden verlassen."
Lass dein Kind entscheiden.
"Du darfst entscheiden, ob wir bleiben oder gehen. Wenn du bleiben möchtest, schauen wir nur mit den Augen."
6. Sei das Vorbild – statt die Richterin
Statt:"Nicht anfassen!"
Sag lieber:"Ich schau mit den Augen. Schau mal, wie schön das glitzert!"
Warum das funktioniert
Kinder lernen durch Nachahmung.
Du wirst zum Vorbild, statt zum Kontrolleur.
Wie du das im Alltag umsetzt
Sprich laut aus, was du tust:
"Ich schau mir das hier mit den Augen an. Oh, schau mal, das Glitzernde da drüben!"
Mach es zu einem gemeinsamen Erlebnis.
"Zeig mir, was dir am besten gefällt. Ich finde die goldene Kugel toll – welche findest du am schönsten?"
Interessiert dich das Thema? Dann hör doch in meinen Podcast rein! Auf Spotify findest du noch mehr Impulse, die dir im Alltag mit Kindern helfen:
Grenzen setzen – mit Liebe, nicht mit Strafen
Grenzen zu setzen, heißt nicht, hart zu sein. Es heißt, deinem Kind zu zeigen, wie man sich in der Welt bewegt.
Statt zu schimpfen, kannst du:
Regeln klar erklären
Alternativen anbieten
Humor nutzen
Gefühle benennen
Logische Konsequenzen setzen
Mit gutem Beispiel vorangehen
Das Beste daran: Du brauchst nicht zu schreien, und dein Kind muss nicht weinen. Ihr beide bleibt ruhig – und die Deko bleibt unbeschadet.
Welcher dieser 6 Tipps hat dir am besten gefallen? Oder hast du vielleicht eine ganz eigene Strategie, die bei dir super funktioniert? Teile deine Gedanken in den Kommentaren und lass uns gegenseitig inspirieren.
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In diesem Sinne: Auf ein schönes Bauchgefühl. Ich glaube an dich, und du solltest es auch tun.
Deine Jill